Die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen ist heute enger als in den vergangenen Jahren oder sogar Jahrzehnten. Müssen wir genau zu diesem Zeitpunkt das gewohnte Gleichgewicht dieser beiden Anlageklassen infrage stellen?

Über Jahre diversifizierten Anleger ihr Portfolio, indem sie schwach oder gar nicht mit Aktien korrelierende Anleihen aufnahmen, um sich gegen ein Fallen des Börsenmarkts zu wappnen. Zumeist legte man den Standard, d. h. ein ausgewogenes Portfolio mit je 50 Prozent Aktien und Anleihen, zugrunde und ging davon aus, dass sie negativ korrelierten. Seit 2021 jedoch und mehr noch in jüngster Zeit nahm die Korrelation zwischen diesen beiden Anlageklassen erheblich zu und wurde sogar positiv. Beide Klassen entwickeln sich nun ähnlich. Das bedeutet, dass sie ihre Aufgabe der Diversifikation nicht mehr erfüllen.

Eine Frage der Korrelation

Seit den 90er-Jahren entwickelten sich Aktien und Anleihen in die entgegengesetzte Richtung. Somit boten sie den diversifizierten Portfolios eine größere Stabilität. Häufig dienten Anleihen in Phasen schwächelnder Aktienmärkte als Fluchtwerte. 2022 jedoch wurden die Anleger davon überrascht, dass Aktien- und Anleihenkurse gleichzeitig fielen und damit eine positive Korrelation zwischen den beiden Anlagen anzeigten. Das Ende der Krise von 2008, den Abschied von der Globalisierung der Wirtschaft und die nicht vorhandene Inflation nahmen die Zentralbanken zum Anlass, die Wirtschaft anzukurbeln, indem sie massiv Liquidität in den Markt pumpten. Die Rückkehr der Inflation Ende 2021 wurde 2022 vom Krieg in der Ukraine noch verstärkt und markierte das Ende dieses geldpolitischen Paradigmas.

Quelle: Bloomberg und Mandarine Gestion

Unter dem Joch einer Inflation, die fast die 10-Prozent-Marke erreichte, nahm die US-Notenbank eine heftige Anhebung der Leitzinsen vor, um dem Inflationsdruck entgegenzuwirken. Dies führte zu einem Rückgang bei fast allen Anlagekategorien mit Ausnahme der Rohstoffe. Im darauffolgenden Jahr erlebten die meisten Anlagekategorien – abgesehen von den Rohstoffen – einen Anstieg.

Quelle: Bloomberg und Mandarine Gestion

Ein solcher gleichzeitiger Rückgang bei Aktien und Anleihen war seit den 1970er- und 1980er-Jahren, die von hoher Inflation und Zinsanhebungen geprägt waren, nicht mehr beobachtet worden. Die Korrelation zwischen diesen beiden Anlagen war stets entscheidend für die Diversifikation der Portfolios, denn seit langer Zeit korrelierten sie negativ.

Im Übrigen verzeichneten die meisten Anlagekategorien im Laufe der vergangenen zehn Jahre eine Underperformance gegenüber den amerikanischen Aktien. Dies war insbesondere durch die bessere Wachstumsdynamik bei den Unternehmensergebnissen in diesem Raum bedingt. Die quantitative Lockerung wirkte sich zudem signifikant auf die Geldströme und auf das Verhältnis zwischen den Risikoanlagen aus. Diese Situation veranlasste die Anleger, den Wert der Diversifikation infrage zu stellen. Die jüngste Phase stellt jedoch eine Besonderheit dar. Zukünftig dürften andere Anlageklassen signifikante Diversifikationsvorteile und risikoadjustierte Renditen bieten können, die mit jenen von Aktien vergleichbar sind. Diese Anlageklassen dürften außerdem höhere Renditen bieten als Cash, um Risiken zu kompensieren, die Anleger bei ihnen – anders als bei Anlagen mit schwachem Risiko – eingehen werden.

In einem inflationsfreien Umfeld kann ein ausgewogenes Portfolio mit je 50 Prozent Anleihen und Aktien ein gutes Rendite-Risiko-Verhältnis aufweisen, denn die Anleihen kompensieren in Teilen den Rückgang der Aktien. Steigt jedoch die Inflation, können beide Anlagen gleichzeitig fallen und dies stärkt ihre Korrelation.

Welche Auswirkungen bestehen für die Anleger?

Die aktuellen makroökonomischen Trends legen nahe, dass die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen in den kommenden zehn Jahren positiver sein könnte. Der Anstieg der Volatilität bei Inflation und Wachstum und die Reaktion der Zentralbanken auf eine anhaltend hohe Inflation sind die wichtigsten Risikoquellen für eine Zunahme der Korrelation zwischen Aktien und Anleihen. Eine strukturelle Erhöhung der Korrelation zwischen Aktien und Anleihen wird eine strukturelle Verschlechterung des Rendite-Risiko-Verhältnisses bei ausgewogenen Portfolios mit einem Aktien- und Anleihenanteil von je 50 Prozent mit sich bringen. In diesem Fall ist es wichtig, sein Portfolio mit anderen Anlageklassen wie Rohstoffen, Gold und Immobilien zu diversifizieren oder mit Lösungen, die Absolute-Return-Strategien nutzen.

Aktien und Anleihen: das Ende eines Erfolgsduos?

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