Ab 2025 müssen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) als Zeichen ihres Engagements für den ökologischen Wandel transparente und überprüfbare Berichte veröffentlichen. Nachsicht wird all jenen zuteilwerden, die erstmalig berichten. Diese Normierungsaufgabe wird nach und nach die Mitwirkung der meisten internen Teams erfordern. Neue Belastung oder Chance zur Neugestaltung bestimmter Unternehmenskulturen?

Was? Wann? Wie?

Kaum haben sich Schlagwörter wie „SFDR“ und „EU-Taxonomie“ als Fachbegriffe in der nachhaltigen Finanzwirtschaft etabliert, taucht ein neues Akronym in der ESG-Buchstabensuppe auf: CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive), eine im Jahr 2023 in Kraft getretene EU-Richtlinie. Mancherorts ist bereits von einem neuen Zeitalter der Berichterstattung die Rede. Andere sprechen von einer Verschärfung der Regulierung mit neuen Anforderungen an die Veröffentlichung von „Nachhaltigkeitsdaten“ (ehemals „nichtfinanzielle Daten“; diese Bezeichnung legte jedoch den Schluss nahe, dass diese Daten nichts mit den Finanzen zu tun haben).

Tatsächlich unterstützt diese neue Richtlinie mit dem Kernprinzip der „doppelten Wesentlichkeit“ Unternehmen dabei, relevante Themen zu identifizieren, die sich zum einen auf die vom Unternehmen verursachten Auswirkungen und zum anderen auf die auf das Unternehmen einwirkenden Faktoren beziehen. Mit über 50.000 betroffenen Unternehmen und bis zu 1.180 zu erhebenden Datenpunkten soll die CSRD Unternehmen und Finanzakteure einander näherbringen und hierfür eine gemeinsame Sprache sowie eine Vertrauensbasis schaffen.

Eine Richtlinie mit Transformationspotenzial

ESG-Daten werden üblicherweise nicht in denselben Softwarelösungen zusammengestellt wie die Finanzdaten für Budgetplanung, Abschluss und Konsolidierung. Dass sie nun verpflichtender Bestandteil des jährlichen Geschäftsberichts sind, stellt eine grundlegende Veränderung dar und könnte zu erheblichen Kosteneinsparungen oder Gewinnsteigerungen beitragen. Im Büroimmobiliensektor beispielsweise profitieren umweltfreundliche Gebäude oftmals von höheren Belegungsraten, denn Unternehmen mieten bevorzugt „grüne Flächen“, um ihren Werten gerecht zu werden und wenn sie sich zu Emissionsreduktionszielen und zur Integration von ESG-Faktoren in ihre Strategie verpflichten. Dadurch können umweltfreundliche Immobilien im Durchschnitt pro Quadratmeter eine um 2,5 % bis 5 % höhere Grundmiete erzielen als nichtökologische Immobilien, was dem Marktzins für Bürogebäude mit LEED-Zertifizierung entspricht, sodass diese Immobilien potenziell einen höheren Bruttoertrag generieren können.¹

Einige kleine und mittelgroße Unternehmen haben nicht bis 2025 gewartet, sondern bereits eher über ihre ESG-Daten berichtet. So können sie sich im Segment der sogenannten „Entreprises à Mission“ positionieren oder Nachhaltigkeitslabels erhalten, die ihre individuellen oder verschiedenartigen Initiativen unterstützen.

Da CSR, Finanzen und Innovation direkt miteinander in Verbindung stehen, suchen berichtspflichtige Unternehmen nach Orientierung. In den KMU ist eine gewisse Unsicherheit zu beobachten, weil sie in dieser frühen Phase nicht unbedingt Maßnahmen kommunizieren wollen, die sich noch in der Umsetzung befinden. Sie werden sich höchstwahrscheinlich von dem inspirieren lassen, was die großen Unternehmen, die bei diesem Thema schon recht weit sind, im ersten Jahr veröffentlichen.

Sind KMU ausreichend gerüstet?

Das Thema Nachhaltigkeit steht bereits seit etlichen Jahren im Mittelpunkt zahlreicher unternehmerischer Projekte. KMU werden jedoch echte Anstrengungen in puncto Information, Vorbereitung und Engagement unternehmen müssen, um den Regulierungsvorschriften gerecht zu werden. Da die Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht nur streng, sondern auch vielschichtig ist, gehen wir davon aus, dass die Spitzen verschiedener Unternehmensbereiche wie der Finanz-, der Personal- und der Kommunikationsabteilung sowie des Einkaufs und des operativen Geschäfts und nicht zuletzt auch die Unternehmensleitung daran mitwirken müssen. CSR-Teams (sofern vorhanden) sollten zu Vermittlern werden, die aufgrund ihrer pädagogischen Fähigkeiten und ihrer Funktion als gestaltende Kräfte gefragt sind.

Allerdings könnten KMU bei der Einführung konkreter Maßnahmen zur Minderung ihrer Umweltauswirkungen mitunter auf Widerstand stoßen. Oft entsteht der größte Anteil der CO2-Emissionen im Zusammenhang mit der Mobilität (Benzin- oder Dieselfahrzeugflotte). Die Umstellung der Mitarbeiter auf Elektro- oder Hybridfahrzeuge erweist sich außerhalb von Ballungsräumen bisweilen als Herausforderung.

Ist Nachhaltigkeit grundlegend im Leitbild eines Unternehmens verankert, so gehört es praktisch zum Geschäfts- und Wachstumsmodell dazu, auch die Mitarbeiter für das Thema Dekarbonisierung zu gewinnen. So etwa beim Abfallentsorger Séché Environnement, zu dessen Mitarbeitern auch zahlreiche Ökologen gehören. Das Unternehmen berichtet sogar regelmäßig darüber, inwieweit es mit der CSRD konform ist (derzeit zu 60 %).

Bei Austauschforen wie denen des Forum pour l’Investissement Responsable (FIR), die sich auf die Begleitung von KMU auf dem Weg zur CSRD konzentrieren, können Unternehmen wie Chargeurs, Fnac Darty, Derichebourg oder auch Linedata die Investoren nach ihren Erwartungen fragen und die Grenzen eines mitunter auf Box-Ticking basierenden Ansatzes diskutieren. Die CSRD erfordert eine aufrichtige Offenlegung konkreter Informationen.

„Intelligenz ist die Fähigkeit, sich anzupassen“, aber nicht künstlich

Der Countdown hat begonnen. Die Anforderungen an die erste Berichterstattung von KMU werden jedoch wahrscheinlich eher moderat sein, ähnlich wie bei den Audits, die die Richtigkeit der offengelegten Informationen bestätigen oder auch nicht. Die CSRD gleicht weniger einem langen, ruhigen Fluss als vielmehr einem Berg, den es zu erklimmen gilt. Viele Unternehmen könnten sich bevorzugt dafür entscheiden, externe Kompetenzen (spezialisierte Berater) mit der Erstellung der CO2-Bilanz zu beauftragen, vordefinierte Indikatoren zu nutzen und den eigenen Beitrag zum ökologischen Wandel zu beschleunigen. Für Vermögensverwalter mit umfangreicher Positionierung in kleinen und mittleren Werten, darunter auch Mandarine Gestion, erleichtert die CSRD den Zugang zu Rohdaten und geprüften Daten erheblich. Es bleibt abzuwarten, ob der Aufschwung der künstlichen Intelligenz dazu beiträgt, die Erhebung, die Analyse und den Vergleich der veröffentlichten Daten zu erleichtern.

¹ Brett Johnson & Katie Miller, Looking at ESG’s positive impact on property values, Ernst and Young, 2022.

KMU auf dem Weg zur CSRD?

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